Barocktanz




as heute allgemein als 'Barocktanz' bezeichnet wird, beschreibt im Wesentlichen die Rekonstruktion des historischen Tanzes der höheren Gesellschaftsschichten, sowie des Bühnentanzes im 17. und 18. Jahrhundert, insbesondere der Zeit unter Ludwig XIV., nach den überlieferten Quellen dieser Zeit...


Mit dem beginnenden 17. Jahrhundert vollzog sich ein fundamentaler Wandel in der höfischen Tanzkultur, hinsichtlich einer im Barock veränderten Betrachtungsweise des Tanzes. Der Einklang von Symmetrie, Mechanik und Geometrie galt nun als Grundlage und Ideal tänzerischer Präsentation. Belegbares Zeugnis dafür ist insbesondere die Schrift "Le Maître à Danser" (Paris 1725) vom französischen Tanzmeister 'Pierre Rameau' (1674-1748), welcher darin zunächst die einzelnen Körperteile und deren Bewegungen im Tanz beschreibt, um diese Einzelelemente anschliessend zu Schritten und Schrittkombinationen zusammenzusetzen. Erweitert wird dies noch um die systematisierte Führung der Arme (frz. port des bras), ein Novum des 17. Jahrhunderts...


Durch dieses 'Baukastenprinzip' lassen sich nun immer neue Kombinationen von Schrittfolgen entsprechend Richtungswechseln im Raum, sowie unterschiedlicher Rhythmik kreieren. Damit bildet 'Rameau's' Werk bis heute die wesentliche Grundlage für jede Rekonstruktion barocker Tanztechnik...


Ein weiteres wichtiges Novum der barocken Tanzkunst war die Auswärtsdrehung der Füße, welches in der Renaissance noch als unschicklich galt, jedoch für die neuartige Tanztechnik unverzichtbar war. Zeigten sich die Tänze der Renaissance noch 'von allen Seiten schön anzusehen', gleich einem kunstvollem Spaziergang, unterlag der barocke Tanz mehr und mehr der allgemeinen Ausrichtung des höfischen Lebens auf den Herrscher. Der Ballsaal wurde zur Bühne, auf der sich jeweils nur ein einzelnes Tanzpaar vor dem gesamten Hof präsentierte, den Herrscher als frontalen Bezugspunkt und Zuschauer.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hielten auch in Frankreich die geselligeren 'Contredanses', eine Variante der in England sehr beliebten 'Country Dances', ihren Einzug in die Festsäle. Bei diesen Tänzen agierten viele Paare gleichzeitig, in langen Reihen gegenüberstehend...


Unter dem 'Sonnenkönig' Ludwig XIV. erlebte der Barocktanz seine Blütezeit, und der König selbst galt als hervorragender und talentierter Tänzer. Er brillierte auch immer wieder auf der Bühne in Ballettaufführungen und ertanzte sich im "ballet royal de la nuit" (1653) seinen Titel vor der Weltgeschichte - "Sonnenkönig". Nachdem der König im Jahre 1661 die "Königliche Akademie des Tanzes" (frz. académie royale de danse) ins Leben berief, erfuhr das Ballett eine enorme Weiterentwicklung und wurde zunehmend von Berufstänzern ausgeführt. Damit begann es sich vom höfischen Zeromoniell abzutrennen und sich im Laufe der Zeit zum heutigen Ballett zu entwickeln...


Auf des Königs Wunsch wurde auch die Entwicklung einer Tanz-Notation durch den Tanzmeister und Chorographen 'Pierre Beauchamp' (1631-1705) verwirklicht, welche erst im Jahre 1700 durch den Tanzmeister 'Raoul-Auger Feuillet' (?-1710) erstmals publiziert wurde. 'Beauchamp' wollte daraufhin sein Recht auf Erfindung der Tanzschrift einklagen, wurde jedoch vor Gericht abgewiesen. Durch sein Ableben kam es zu keiner weiteren Klage, und somit galt 'Feuillet' lange Zeit als Erfinder der Notation. Seit Bekanntwerden dieser Tatsache wird die Notation in der Tanzwissenschaft nun als 'Beauchamp-Feuillet-Notation' bezeichnet...



Dank der erhaltenen und überlieferten Quellen, ist es auch heute noch möglich, die alten Tänze recht authentisch zu rekonstruieren und nach so langer Zeit zu neuem Leben zu erwecken. Wie damals auch schon, bedarf es dazu jedoch eines jahrelangen und intensiven Übens...

(Quelle: l'espace, wikipedia)